Warum negative Gedanken sinnvoller sind als Dankbarkeit

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Dankbarkeit trainieren soll helfen dich besser zu fühlen.

Ein einleuchtendender Gedanke der dementsprechend oft praktiziert wird – Dankbarkeit ist „der Schlüssel“, ist wichtig für ein „gutes Leben“.

Führe ein „Dankbarkeitstagebuch“. Oder setz dich jeden Morgen oder Abend nur für ein paar Minuten hin und lass dir durch denk Kopf gehen, wofür du heute dankbar bist.

Diese Dankbarkeit trainiert dein Gehirn, dich auf die positiven Dinge in deinem Leben zu fokussieren und macht dich mit der Zeit glücklicher.

Es ist so einleuchtend und einfach, man muss dafür nicht religiös sein, keine esoterische Ader haben, noch nichtmal sonderlich intelligent sein um einfach zu verstehen – klar, das kann helfen.

Wenn ich den Fokus klar weg von den negativen Gedanken hin zu den positiven Dingen in meinem Leben lenke, dann wird mein Gehirn logischerweise darauf trainiert, die positiven Dinge zu sehen.

Es stellt sich allerdings mit der Zeit heraus – dieser Effekt und damit diese Übung sind nicht wirklich nachhaltig.

Das Problem, das wir bei Dankbarkeit übersehen

So großartig die Idee auch ist, die Gedanken und das Gehirn auf die positiven Dinge im Leben zu trainieren, es gibt effektivere Wege das selbe Ziel zu erreichen. Mit weniger Aufwand und vor allem auch mit mehr Ergebnis. Denn leider hat diese Übung der Dankbarkeit 2 Haken die wir dabei leicht vergessen:

  1. Wem denn eigentlich?
    Schon klar, man muss es ja nicht direkt an jemanden oder etwas richten. Aber religiöse oder esoterische Menschen haben es hier definitiv einfacher. „Danke lieber Gott für …“. Was mache ich aber als Atheist? Der Energie des Universums danken? Geht auch. Wie auch immer, ich muss „jemandem“ oder „etwas“ dafür danken. Kein Problem, aber immerhin ein kleiner Stolperstein auf dem Weg. Ein echtes Problem ist:
  2. Wir gewöhnen uns daran!
    Das ist schon eher ein echtes Problem. Es stellt sich heraus, dass diese Dankbarkeitsübung zwar durchschnittlich tatsächlich zu mehr Zufriedenheit führt und Menschen, die diese Übung regelmäßig machen ein tendenziell „glücklicheres Leben führen“, als die, die sich immer nur auf die Schattenseiten konzentrieren, jedoch gewöhnt sich das Gehirn daran. Die Übung nutzt sich ab und verliert mit der Zeit ihre Wirkung.

Langzeitstudien zeigen, dass der Effekt der Dankbarkeitsübung nachläßt, je länger man sie konsequzent macht. Menschen, die das nur hin und wieder machen, haben also offensichtlich mehr davon, als die, die regelmäßig Dankbarkeit üben.

Klar, die einfache Lösung liegt nahe – einfach nicht so oft machen. Ist ja auch einfacher.

Nur leider kommt uns da wieder die Tatsache in die Quere, dass wir aufhören, wenn wir nicht regelmäßig machen.

Außerdem – was wenn es eine Methode gäbe, die effektiver ist und auch langfristig funktioniert?

Negativ ist nicht immer schlecht.

Die Lösung liegt überraschender Weise in „negativen Gedanken“.

Nicht die Art von negativen Gedanken, die uns ständig runterzieht und mit der wir uns in die Depression stürzen.

Es ist noch immer Dankbarkeit, nur die Herangehensweise ist eine völlig andere.

Besser als die Dankbarkeitsübung ist es, sich auf einen „fiktiven Mangel“ zu konzentrieren. Also nicht dankbar zu sein, für die Gesundheit, den Job, den Kollegen, Freund, die Beziehung oder worauf auch immer du dich bei der Dankbarkeitsübung konzentrierst, sondern dir stattdessen einfach vorzustellen, wie dein Leben wäre, wenn das nicht in deinem Leben wäre.

Der Fokus ist im Prinzip der selbe. Du konzentrierst dich auf die Dinge, für die du dankbar bist. Aber statt einfach nur „danke“ dafür zu sagen, ohne zu wissen wem und warum, stellst du dir einfach vor, wie dein Leben heute ohne diesen Dingen, Menschen oder Situationen wäre.

Diese Vorstellung ist eine wesentlich intensiviere Erfahrung als die Dankbarkeit an einen imaginären Freund, hat den selben Effekt (dankbar sein für das, was wir haben, statt uns zu wünschen immer mehr zu haben) und manifestiert sich erheblich leichter, schneller und intensiver.

Statt ein Tagebuch zu führen, mit all den Dingen für die du dankbar bist, egal wie klein oder groß sie sind, versuch also einfach mal diese Übung:

Mentale Subtraktion statt Dankbarkeit

Zum ersten mal bin ich darüber bei Rolf Dobelli gestolpert. In seinem Buch „Die Kunst des guten Lebens“ stellt er eine Methode vor, die von den Stoikern einst praktiziert wurde. Er nennt sie „mentale Subtraktion“.

Also einfach gesagt die regelmäßigen Gedanken daran, was wäre, wenn dieses oder jenes jetzt nicht in meinem Leben wäre.

Statt einfach vor dem schlafen gehen zu denken „ich bin danbkar, dass ich ein gesundes Kind habe“, versuchst du dir vorzustellen, was wäre, wenn du kein Kind hättest. Wenn dieser Mensch den du so sehr liebst einfach nicht existieren würde und du morgen ohne ihn aufwachen müßtest.

Der Grund, warum diese Methode effektiver ist, als schlichte Dankbarkeit, ist ziemlich einfach – mentale Subtraktion ist für unser Gehirn derart „überraschend“, wir schockieren unser Gehirn also damit so sehr, dass es sich einfach nicht daran gewöhnt. Ganz im Gegenteil zur Dankbarkeit. Ein angenehmer Vorgang, an den wir uns rasch gewöhnen.

Es ist ein wenig wie mit allen anderen positiven Dingen in unserem Leben. Wir genießen sie höchstens direkt, nachdem wir sie erreicht haben.

Selbst ein Lottosechser ist erwiesener Maßen nach spätestens 6 Monaten zur Normalität geworden.

Wenn das schon für einen Lottosechser gilt, was denkst du, wie schnell das erst bei der Dankbarkeit und den Dankbkarkeitstagebüchern geht.

Mentale Subtraktion hingegen wird nie zur Gewohnheit. Und bleibt somit immer effektiv.

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Hi, Ich bin Christian Anderl, Papa, Portrait- und Werbefotograf und Gründer von Mindcamp.at. Seit vielen Jahren portraitiere ich Menschen. Dabei habe ich

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